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von der Kulturstiftung

Die fabelhafte Welt von Harfussion - von Christine Faget, 27. Juli 2017, Hohenloher Zeitung

Ja wohin soll das denn führen, welches Ziel soll das Stück
haben?" habe ihn sein sehr strenger Kompositionslehrer ständig ermahnt,
erzählt Christoph Günther in sympathisch fränkischem Dialekt. Mit zwei
Schlegeln in der Hand steht er vor einem riesigen Marimbafon, dem großen
Bruder des bekannteren Xylofons. Links und rechts neben ihm: Jana
Schmidt-Enzmann und Magdalena Gosch hinter ihren Harfen.

Als Ensemble Harfussion entführen die drei beim Hohenloher
Kultursommer im Zehntkeller in Hohebach in unbekannte Klangsphären −
nach ihren eigenen Recherchen sind sie die einzige Gruppe in
Deutschland, die in dieser Besetzung auf der Bühne spielt. Entsprechend
wenig Literatur finden sie in den Notenregalen − so gut wie gar keine:
"Bis jetzt haben wir noch nicht so viele Komponisten überzeugen können,
was für uns zu schreiben", kokettiert Schmidt-Enzmann.

Sanfte Klangwolke Also zückte Günther während seines
Studiums selbst den Bleistift. "Wohin!" nannte er seine Eigenkomposition
mit einem Zwinkern in Richtung Lehrer. Treffender lässt sich die Musik
von Harfussion wohl auch kaum in Worte fassen. Sie hüllt die rund 40
Zuschauer rasch in eine sanfte Klangwolke, aus der man am liebsten gar
nicht mehr ausbrechen will. Zurücklehnen und treiben lassen ist Programm
an diesem Sonntagabend.

Im Programm von "Vielsaitig schlagkräftig" steht auch eine
Portion Popcorn. Deren Duftschwaden ziehen durch den Keller, die
Popcornmaschine trommelt auf der Bühne ihr ganz eigenes Konzert.
Trotzdem sind die Zuschauer nicht im falschen Saal: "Popcorn" von
Gershon Kingsley heißt der Song, der 1969 als erstes Stück der
elektronischen Popmusik erschien. Marimba und Harfen verpassen ihm eine
ganz eigene Note.

Duftnoten Neben Duft- und vor allem Klangnoten hinterlassen
die Musiker bleibende Tasteindrücke: Eine Marimbaplatte aus
Palisanderholz und Harfensaiten schickt Günther auf Reisen durch die
Zuschauerreihen − lernen mit allen Sinnen ist das Ziel. Deshalb erklären
die jungen Nachwuchskünstler zwischen speziell arrangierten Stücken wie
Johann Pachelbels Kanon in D-Dur oder "You’re so cool" von Hans Zimmer
ihre Instrumente.

Die roten, schwarzen und silbernen Saiten der Harfe stehen
für verschiedene Töne und dienen zur Orientierung, erklärt
Schmidt-Enzmann. Mit einem Fußpedal kann sie die Saiten zusätzlich
justieren und so drei verschiedene Töne auf einer Saite spielen. Auch in
der Pause beantworten die drei geduldig alle Fragen. "Ich hab’ Harfen
so noch nie gehört, das ist was ganz Besonderes" − Zuhörerin Annerose
Stühler ist begeistert. Die Geschenke sind bereits überreicht, die
Zugabe gespielt, doch das Publikum will Harfussion einfach nicht gehen
lassen.

Also entführen die Drei noch einmal mit einem Ausschnitt aus
"Popcorn" in fabelhafte Klangwelten. Dann müssen sie zusammenpacken −
nicht so einfach bei einer Marimba, die in elf Taschen passt, und zwei
großen Harfen. Dafür hat sich das Trio extra einen Bus gekauft.

Harfussion in der Region: Mitmachkonzert für Kinder "3 x 3 = viele Töne", 23. September, 16 Uhr,

Akademie für Landbau Kupferzell, Eintritt: 15 Euro (Hohenloher Kultursommer)