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von der Kulturstiftung

"Klangvolle Völkerverständigung" - von Ralf Snurawa, Hohenloher Zeitung, 11.07.2017

"Ich glaub’, die Bayern sind gar nicht so", entfuhr es Franz
Josef Himpsl irgendwann im zweiten Teil des Konzertes mit seinem
Familienensemble Unterbiberger Hofmusik. Damit meinte er wohl, dass die
Bayern eher als sehr misstrauisch gegenüber Fremdem gelten. Und dann
zählte Himpsl im Bürgerhaus von Herrentierbach, wo die siebenköpfige
Gruppe im Rahmen des Hohenloher Kultursommers gastierte, auf, wohin es
die Unterbiberger Hofmusik dieses Jahr überall hinzieht. Nach Tunesien
gehe es etwa und nach Teheran und Kairo. Und überall werde mit Musikern
vor Ort zusammengespielt.

Was das bringt? "Respekt voreinander", resümiert Himpsl die
letzten 25 Jahre, die mit der Auseinandersetzung mit brasilianischer
Musik und Jazz begonnen hatten und zur intensiven Beschäftigung mit
türkischer Musik und zuletzt mit indischer Musik führten. Es sei eine
"wunderschöne Geschichte, dass da etwas Neues dabei herauskommt". Die
"Neue Volksmusik" oder auch der "Tradimix", wie diese aus der Öffnung in
die Welt hinein entstandenen Musikrichtungen genannt werden,
zelebrierte die Himpsl-Familie zusammen mit den Gastmusikern Konrad Sepp
auf der Tuba und Mathias Götz auf der Posaune auch im Bürgerhaus − vor
nur etwa 90 Konzertbesuchern. Die erlebten dafür wundervolle
stilistische Wendungen, die sie restlos begeisterten.

Herkunft Das konnte etwa zum traditionellen Stück "Am
Gamserlsteig" sein, das Himpsl noch mit der Geschichte seiner Herkunft
aus Mutzenwinkel am Brotjacklriegel im Bayerischen Wald garnierte. Da
führte nach fast seligen Volksmusiktönen auf den Trompeten von Franz
Josef und Xaver Maria Himpsl Götz’ "hot intonation" auf der Posaune zum
plötzlichen Einbruch in jazzige Welten.

Einbrüche Die Einbrüche konnten aber auch andersherum
verlaufen. Mit "Uzun ince Innsbruck" bewegte sich das Ensemble − Himpsl
senior auf der Saz und als Sänger, seine Frau Irene auf dem Akkordeon
und Sohn Ludwig auf der Rahmentrommel − auf den Spuren von Heinrich
Isaac. Der hatte nicht nur "Innsbruck, ich muss dich lassen" komponiert,
sondern unter dem Eindruck des Besuchs einer osmanischen Delegation am
Kaiserhof in Innsbruck auch ein "Allahoy". Der "Elfer" klang später wie
beste Balkanmusik, ehe der Einbruch Richtung Bayern mit dem Alphorn kam,
das Ludwig Himpsl in Perfektion und wundervoll gesanglich vorführte.
Und zu Kubilay Üners "Dere Gelior" erklang wie aus dem Nichts "Ja schee
blau is der See".

Dass es trotzdem so etwas wie einen bayerischen Schmäh geben
muss, bewies das Ensemble schließlich mit seinem "Rehragout", ein vom
Publikum auf arabisch zu singender Ohrwurm, der für verstörte Blicke
beim arabischen Publikum sorgen dürfte.