Kulturstiftung Hohenlohe

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von der Kulturstiftung

"Inspiriertes Zusammenspiel" - von Ingrid Heydecke-Seidel, Hohenloher Zeitung 6.7.2017

Neben seiner Bedeutung als Mitglied der Hanse im 14.
Jahrhundert, war Hamburg im 17. und 18. Jahrhundert auch ein wichtiges
musikalisches Zentrum. Dem reichen Musikleben der Hansestadt widmete
sich das Ensemble Obligat Hamburg beim Konzert des Hohenloher
Kultursommers im Festsaal von Kloster Schöntal.

Georg Philipp Telemann verlebte mehr als sein halbes Leben
als höchst angesehener Mann in Hamburg − verantwortlich für die
Kirchenmusik an fünf Kirchen und gleichzeitig städtischer Musikdirektor.
Auch die Leitung der Oper lag in seinen Händen. Eine Reise 1737 nach
Paris mit etlichen Quartettkompositionen im Gepäck war ein großer Erfolg
und vermehrte seinen Ruhm. Mit dem Quartett e-Moll aus der Tafelmusik
von 1733 begann das Konzert. Gegenüber der Flöte von Imme-Jeanne Klett
mit ihrem warmen, runden Ton hatte es Gabriele Steinfeld mit ihrer
Barockgeige nicht leicht, sich zu behaupten. Im Allegro mit seinem
Esprit korrespondierten Flöte und Violine schön miteinander und
demonstrierten mit dem Basso continuo (Anke Dennert, Cembalo;
Charles-Antoine Duflot, Cello) ihr homogenes Zusammenspiel.

Dann folgte der große Auftritt für die Geigerin. Mit der
Cembalistin interpretierte sie ein Werk des fast vergessenen Johann
Schop, der im 17. Jahrhundert als erster Geigen-Virtuose gefeiert wurde.
In "Nasce la pena mia" wird das Liebesleid beklagt mit allen
erdenklichen Affekten eines Verlassenen, die in zahlreichen
kleinfigurigen Verzierungen meisterhaft ausgeführt wurden.

Bevor Carl Philipp Emanuel Bach 1768 Nachfolger seines
Patenonkels Telemann wurde, stand er in Diensten Friedrichs des Großen
in Potsdam. Aus dieser Zeit stammt die dreisätzige Triosonate D-Dur.
Lebendig und voller Spielfreude imitierten Geige und Flöte ihre Themen.
Im versonnenen Largo gefielen die elegante Artikulation der Instrumente.
Zum ausgelassenen Finale schienen alle mit ihren Instrumenten zu
tanzen.

Thema Georg Friedrich Händel für Hamburg zu vereinnahmen,
schien anmaßend; doch hat er seine erste Oper "Almira" hier aufgeführt.
In seinem Quartett d-Moll fiel sogleich das rhythmisch pointierte Thema
auf, das Flöte und Geige nuancenreich differenzierten. Dem
ausdrucksvollen Largo folgte noch ein fröhliches Finale. Schade nur,
dass das Werk so kurz war.

Geste Mit Johann Adolph Hasses Sonate e-Moll op.1, 10 hatte
die Flötistin ihre Sternstunde. Mit opernhafter Geste entstand dieses
virtuose Opus, das Klett mit großem Ton fein artikulierte, mit kluger
Dynamik und wunderbarer Atemkultur unglaublich virtuos meisterte. Ihre
beiden Kollegen am Generalbass hatten großen Anteil an diesem
musikalischen Ereignis: hier schien jede jeden zu inspirieren. Telemanns
2. Pariser Quartett D-Dur stand am Schluss. Der langsame Satz begann
mit Seufzern, dann setzte ein Dialog zwischen Bass und
Melodieinstrumenten ein, besonders kunstvoll komponiert. Auch das Finale
durchzogen lebhafte Zwiegespräche. Ohne den fingerfertigen Bass, bei
dem alle Fäden zusammenliefen, wäre eine solch künstlerisch
anspruchsvolle Wiedergabe gar nicht denkbar.